Ein Monat Workation in Kroatien – mein Fazit.

Genau eine Woche ist es her, dass ich meine Zelte in Kroatien abgebrochen habe und künftig auf diesen traumhaften Ausblick direkt nach dem Aufwachen verzichten muss. Weil viele um einen Erfahrungsbericht gebeten haben, kommen hier meine ersten Erkenntnisse aus einem Monat Homeoffice im Ausland:

Gute Vorbereitung verhindert Stress vor Ort. Ich wusste nicht nur, dass die gebuchte Wohnung über einen Internetanschluss verfügt, sondern auch, welche Up- und Downloadgeschwindigkeit der hat. Und für den Notfall hatte ich mich nach der Netzabdeckung meines Roaming-Partners vor Ort erkundigt und hätte mein Handy zum Hotspot gemacht. Außerdem hatte ich ein Verlängerungskabel, eine doppelte Headset-Ausstattung und eine externe Festplatte zur Datensicherung dabei. Nur meinen Schreibtischstuhl konnte ich nicht mitnehmen – autsch.

Der Geist braucht Zeit zum Ankommen und Umlernen. Ich bin montags angekommen und hatte gleich am Dienstagmorgen mein erstes Online-Meeting. Keine gute Idee: Vermutlich habe ich selten so verpeilt gewirkt wie in diesem Meeting. Reisemüdigkeit und die neue Umgebung haben ihren Teil dazu beigetragen – aber vor allem musste mein Geist erstmal verstehen, dass eine derart tolle Umgebung (anders als ich es mein Leben lang gelernt hatte) diesmal nicht für Urlaub steht. Dazu gehörte auch die Erkenntnis, dass nicht jeder Tag ein Highlight bereithalten muss: Workation bedeutet vor allem Alltag in anderer Umgebung, die tollen Ausflüge gehören auch hier ins Wochenende.

Alltag in anderer Umgebung will auch anders gestaltet werden. In Kroatien wurde es eine Stunde früher dunkel als in Deutschland – wenn ich also etwas von dem tollen Wetter haben wollte, musste ich meine Tage neu strukturieren. Für mich hieß das: Morgens früher anfangen und dann entweder eine verlängerte Mittagspause oder früher Feierabend machen. Dafür habe ich mich dann oft abends nochmal an den Rechner gesetzt – angesichts der fehlenden Kontakte vor Ort und des übersichtlichen Freizeitangebotes zum Saisonende kein Problem.

Auch Einsamkeit lässt sich vorbeugen. Meine größte Sorge war, dass ich mich ohne Kontakte und Sprachkenntnisse auf die Dauer einsam fühlen könnte – also habe ich auch hier vorgesorgt. Ich habe mich mit Freunden zu Zoom-Meetings und Telefonaten verabredet, bereits vor der Anreise über Facebook-Gruppen und Instagram-Hashtags Kontakte gesucht und mein Tinder-Profil für absichtslose Verabredungen zum Kaffeetrinken genutzt. Und nach drei bis vier Wochen haben auch die Einheimischen mich nicht mehr als Touristin wahrgenommen und es sind erste tiefere Dialoge entstanden.

Spontaneität braucht Freiräume. Damit ich mich auf diese Dialoge einlassen konnte, brauchte es zeitliche Flexibilität – wie oft habe ich meine Nachbarin hier in Münster schon im Flur abwürgen müssen, weil der nächste Termin wartete! Das abgespeckte Freizeitprogramm in Kroatien machte spontane Begegnungen und Planänderungen möglich – damit das auch in Deutschland möglich ist, braucht es mehr zeitliche Puffer in meinem Leben.

Auf den Punkt gebracht: In Deutschland passe ich mein Leben an die Arbeit an, während ich in Kroatien meine Arbeit an das Leben angepasst habe. Das hat eine enorme Leichtigkeit mit sich gebracht ­– bei unveränderter Produktivität. Aktuell arbeite ich daran, diese Leichtigkeit in meinen Alltag in Deutschland zu integrieren – und bin sehr neugierig, ob andere die gleiche Erfahrung gemacht haben und ob/wie der Transfer in den deutschen Alltag gelungen ist. Wer lässt mich teilhaben?

Kategorien:
HintergründigesInterna

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